Wie nachhaltig ist unser Strom? Konventionell, ökologisch oder doch lieber vegan?

Ein Beitrag von Stefanie Graaf (Praktikantin beim fesa e.V.)

Strom. Eigentlich müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, denn er ist einfach da. Vielleicht sollten wir das aber. Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie er hergestellt werden kann und diese sind mehr oder weniger schädigend für die Umwelt.

Dass es viel Energie benötigt um unseren Strom zu produzieren, ist den meisten Menschen bewusst, jedoch machen sich nicht alle auch Gedanken darüber, wo diese Energie herkommt. Bis vor einigen Jahren hatten die konventionellen Energieträger*innen die Oberhand in Deutschland. Der Großteil unserer Energie wurde durch Braun- und Steinkohle, Kernenergie und Erdgas gewonnen.
Diese Arten der Energiegewinnung haben alle einen großen Einfluss auf die Umwelt. Atomkraftwerke bringen mehrere Gefahren mit sich. Nicht nur mögliche Reaktorunfälle oder radioaktiver Müll sind äußerst gefährlich, sondern auch die Erwärmung der zur Kühlung genutzten Flüsse ist gefährlich für dieses Ökosystem. Auch Kohle hat große Auswirkungen auf die Umwelt. Für ihren Abbau müssen Gemeinden umgesiedelt werden und große Flächen an Waldbeständen gerodet werden. Hierbei wird nicht nur der Lebensraum unzähliger Tiere zerstört, sondern auch Wald als CO2-Speicher geht verloren. Durch den Abbau der Kohle kommt es außerdem oft zu einer stärkeren Sulfatbelastung der Flüsse, was tödliche Folgen für die Lebewesen dort haben kann.

Inzwischen ist das Verhältnis von konventionellen zu Erneuerbaren Energien in etwa ausgeglichen. Der größte Stromerzeuger im Bereich des sogenannten Ökostroms ist die Windenergie. Um sicher zu stellen, dass die Anbieter*innen wirklich grünen Strom erzeugen und kein „Greenwashing“* betreiben, gibt es Labels, welche nur vergeben werden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Grüner Strom-Label, welches aus der Zusammenarbeit mehrerer Umweltverbände hervor gegangen ist.


Dieses Label achtet z.B. darauf, dass die Energieanbieter*innen nicht an Kohlekraftwerken beteiligt sind. Genauso wenig wie deren Mutter- und Tochtergesellschaften, an denen sie mehr als 50% innehaben. Die Kriterien werden immer wieder angepasst und erneuert. Der vollständige Kriterienkatalog kann hier eingesehen werden: http://www.gruenerstromlabel.de/gruener-strom/kriterienkatalog/

Obwohl Ökostrom aus erneuerbaren Quellen geschaffen wird und daher sehr viel nachhaltiger ist als konventionell erzeugter Strom, hat auch dieser einen gewissen Einfluss auf die Natur und die Tiere. Der Bau von Anlagen zur Stromgewinnung durch Wind- und Wasserkraft findet im Lebensraum von Tieren statt. So kommt es vor, dass Vögel gegen die Blätter der Windanlagen schlagen und dabei sterben. Äquivalent dazu können Fische in die Rotorblätter der Anlagen gelangen. Die Fische werden auch durch den Bau von Staudämmen benachteiligt, da dieser oft den Weg zu ihren Laichplätzen versperrt. Die sehr effizienten Staudämme sind auch oftmals der Grund für die Überflutung der umliegenden Gebiete durch den Stausee.

Wer also auch hier noch mehr Nachhaltigkeit fordert, für den liefern evtl. vegane Stromanbieter*innen die Lösung, wie es z.B. das Unternehmen Vegawatt anbietet. Der Stromanbieter aus Ludwigshafen, setzt auf 100% Solarstrom. Wenn die PV-Anlagen unter guten Standards hergestellt werden, ist die Erzeugung von Solarstrom nämlich äußerst nachhaltig, kann dezentral genutzt werden und ist sehr effektiv. Eine weitere vegane Alternative ist die Nutzung von Geothermie, deren erzeugte Energie nicht nur für Strom, sondern auch zum Heizen genutzt werden kann.

Kritiker*innen führen an, dass die Vermarktung von veganem Strom nicht nachhaltig wäre, da Solarstrom derzeit nur beschränkt nutzbar ist und andere Stromanbieter*innen deshalb gezwungen sind, auf nicht-veganen Strom zurückzugreifen. Die hohe Nachfrage nach Photovoltaik zeigt jedoch deutlich die Notwendigkeit des Ausbaus in diesem Bereich.

* Die ökologische Selbstdarstellung von Firmen, Institutionen oder Projekten, obwohl diese, in unökologische Projekte/Firmen investieren oder Anteil daran haben.

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