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- Erstellungsdatum 30. März 2012
- Zuletzt aktualisiert 30. April 2018
Clevere Speicher, Smarte Netze 2012-03
Clevere Speicher, Smarte Netze
Liebe Leserinnen und Leser,
25 Prozent steuerten die Erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr 2012 zur Stromproduktion in Deutschland bei. Nicht zum ersten Mal überholte die Realität damit alle Erwartungen. Neue Anlagen zur Erzeugung regenerativen Stroms spießen allerorten aus dem Boden – ein klarer Wandel des bisherigen Systems ist überfällig. Um das deutsche Stromnetz fit für die Energiewende zu machen, sei ein gewaltiger Ausbau notwendig, meinen die Übertragungsnetzbetreiber. Zwischen 3.500 und 4.700 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen sollen dafür sorgen, dass der Strom von den Erzeugern zu den Verbrauchern kommt. Doch ist das wirklich notwendig? Dezentralität liegt im Wesen der Erneuerbaren – Wind und Sonne gibt es überall, man muss ihre Energie nur einfangen und nutzbar machen. Je näher die Energieerzeugung am Verbraucher stattfindet, desto geringer kann der Netzausbau (vor allem im Bereich der Höchst- und Hochspannung) ausfallen. Im Mittel- und Niederspannungsnetz ist dagegen schon eine Verstärkung notwendig, um all die dezentrale Einspeisung auch weiterleiten zu können. Gefragt ist hierbei auch ein „intelligentes“ Netz – das sogenannte Smart Grid, das ständig schwankende Erzeugung und ebenso schwankenden Verbrauch in Einklang bringt.
Doch was ist, wenn einmal der Wind nicht weht und gleichzeitig die Sonne nicht scheint? Und wie können wir umgekehrt mit einer regenerativen Überproduktion umgehen, die bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren immer häufiger auftreten wird? Hier werden wir nicht um einen Ausbau der Speicherkapazitäten herumkommen. Die Palette der Möglichkeiten reicht dabei von marktreifen Technologien, wie Akkus zur Speicherung der Solarstromernte des Tages für die Abend- und Nachtstunden, bis zur visionären Ideen wie dem Hubspeicherkraftwerk von Professor Eduard Heindl. Ein gewaltiger Speicher steht mit dem Erdgasnetz bereits zur Verfügung. Wandelt man überschüssigen Strom mittels Elektrolyse zu Wasserstoff und in einem zweiten Schritt zu Methan um, kann man „EE-Gas“ erzeugen, das über lange Zeiträume lagerfähig ist. Verstromt man das Gas in dezentralen Blockheizkraftwerken, so können diese im „Schwarm“ flexibel die Stromlücken füllen und gleichzeitig Wärme für Tausende von Haushalten erzeugen. Hilfreich wäre hier ein Energiekonzept, das den Einbau solcher stromerzeugender Heizungen fördert, damit die Technik in der Breite zur Verfügung steht, wenn in einigen Jahren immer größere Mengen Erneuerbaren Stromes im Überfluss vorhanden sind.
Netze und Speicher alleine reichen jedoch nicht aus für eine erneuerbare Vollversorgung. Ein intelligentes Management von Angebot und Nachfrage sorgt für Ausgleich bei Lastspitzen oder vernetzt Sonne, Wind, Bioenergie und BHKWs in virtuellen Kraftwerken miteinander. Oder warum nicht bei Windflaute ein paar Großverbraucher kurzzeitig runterfahren, anstatt teure Regelkraftwerke in Bereitschaft zu halten?
Und nicht zuletzt ist das Thema Energiesparen weiterhin ein Dauerbrenner und gleichzeitig auch das Sorgenkind der Energiewende-Bewegung. Dabei ist es doch ganz einfach: Jede Kilowattstunde Strom, jeden Kubikmeter Gas und jeden Liter Öl, den wir einsparen, müssen wir weder speichern noch transportieren. Wir müssen auch nichts dafür bezahlen. Das beste Rezept gegen hohe Stromrechnungen ist immer noch eine bewusste Senkung des eigenen Verbrauchs. Und auch wenn der Winter jetzt noch fern zu sein scheint: Beim Heizen lässt sich mit einfachen Mitteln der Energieverbrauch spürbar senken. Eine effiziente Pumpe, ein hydraulischer Abgleich und ein paar Justierungen beim Nutzerverhalten – und schon können Sie der kalten Jahreszeit beruhigt entgegensehen.
Aber jetzt genießen Sie doch noch einen schönen Restsommer und die eine oder andere Anregung beim Lesen.
Mit sonnigen Grüßen
Karin Jehle
Gliederung
6 Netzausbau – darf´s ein bisschen weniger sein?
8 50,2 Hertz – wie halten wir das Netz stabil?
9 Innovation erleben (30) – Forschen für das Netz von morgen
10 Energiewende – wie es geht!
11 Sonne im Schichtladespeicher
12 Pufferspeicher für Solarstrom bei Nacht
13 Pack die Sonne in den Keller!
14 Die Vielfalt macht’s: Hubspeicher und virtuelle Kraftwerke
15 Wärme Strom und Mobilität auf einen Streich
16 1 Elektrolyse statt 40.000 Waschmaschinen – die Energiewende braucht neue Ideen
17 Wirtschaftsnachrichten
19 Wie viel muss, darf und soll unser Strom kosten?
22 Praxis News
26 Einmischen erwünscht!
27 Windenergie in kommunaler Hand
28 Erfolgsmodell Bioenergiedorf?
29 Heizungsoptimierung lohnt sich
3 Impressum
4 fesa News
17 Widerstandsrätsel
30 Branchenverzeichnis